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Wo Fuchs und Hase...
Wo Fuchs und Hase…

Früher wurden abgelegene Orte mit der Bezeichnung belegt: «Da, wo Fuchs und Hase sich eine gute Nacht wünschen». Durch die Ausbreitung der Zivilisation sind jene Orte, wo solche Begegnungen dieser Tiere stattfinden, nicht mehr sehr fern unserer Siedlungen. Ich kenne ein paar dieser Orte und da kann ich auch immer wieder sowohl Fuchs, als auch Hase in aller Ruhe beobachten. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass man in unserer Gegend wieder vermehrt Langohren sehen kann, wo doch diese Gattung seit einigen Jahren als praktisch ausgestorben galt.

Die Bezeichnung «ausgejagt» wäre zwar weitaus treffender. Unsere heimischen Wildtiere sind sich ja ihres Felles nicht mehr sicher, kaum haben sie das Licht der Welt erblickt. Die hiesigen Jäger haben ja keine Ruhe, bis sie den Bestand auf den jährlichen Mindest- oder Tiefpunkt zusammengeschossen haben. Rehrudel darf es in der heutigen Zeit ja nicht mehr geben. «Bedenken sie den Schaden, den diese Tiere an den landwirtschaftlichen Kulturen anrichten!», wird man belehrt. Als ob Landwirtschaft je etwas mit Kultur zu tun gehabt hätte!

In den Alpen haben Naturwissenschaftler und Naturfreunde jeweils kaum Zeit, sich an die neue Anwesenheit eines längst ausgerotteten Wolfes oder Bären zu freuen, da erheben die Schafbauern bereits die Fäuste gegen die «Eindringlinge» und die Jäger freuen sich mit durchgeladener Schrotflinte auf den offiziellen Abschussbefehl. In unseren Breitengraden geht es dem Rot- und Schwarzwild ähnlich systematisch an den haarigen oder borstigen Kragen. Da wird kreuz und quer zusammengeschossen, bis die Statistik wieder stimmt.

Wieso dürfen wir uns auf Spaziergängen eigentlich nicht an Tiergruppen erfreuen?! Es gibt kaum eindrücklichere Erlebnisse, als die Begegnung mit einem Wildschwein-Rudel. Es gibt kaum beruhigendere Szenen, als die Beobachtung einer Gruppe von Rehen beim ungestörten äsen am Waldrand. Und es gibt kaum unterhaltsamere Momente, als im Morgengrauen vor dem Bau spielende Fuchskinder.

Unsere Jäger brüsten sich sehr gerne als «Heger» der Natur und sie mahnen Spaziergänger im Wald mit erhobenem Zeigefinger, keinen Lärm zu machen und die Hunde an der Leine zu halten. «Wissen sie, es hat junge Rehe hier, und die sind sehr sensibel!» Ob die besagten jungen Rehe aber auf das laute Motorengeräusch der Geländewagen und das krachen der Steine und Äste unter der Last der Pneus sensibel-verängstigt reagieren, interessiert die Waidmänner herzlich wenig. Zur Jagdsaison donnern ganze Wagenkolonnen durchs Unterholz und es wundert einem, dass die Rehe nicht Reihen weise vor Schreck und Todesangst infolge Herzstillstand ins Gras beissen.

Mein Grossvater pflegte die Jagd. Er und seine Jägerkollegen gingen zu Fuss, im schwarzen Loden-Anzug, mit Lederstiefeln und weissem Hemd auf Pirsch. Im Rucksack neben Speck und Bauernbrot immer auch eine Flasche roten oder weissen «Benkemer». Und sie gingen auf Pirsch, sassen oft Stunden lang bewegungslos auf dem Hochsitz und machten sich – nicht ohne zuvor den Tag mit einem Zweierli gefeiert zu haben – ohne Beute wieder auf den Heimweg. Damals hatten die Tiere eine faire Chance, die Jagd zu überleben und eines Tages an Alterschwäche zu sterben. Damals schoss man nicht statistisch gestützt und gesteuert, sondern weil man wieder mal Lust auf einen Wildschweinbraten hatte. Traf man keine Sau im Wald, begoss man den Frust mit Rotwein und liess sich von Vater Zihlmann eine Schweinsbratwurst mit Röschti servieren. Ein Jagdtag war ein Ausflug mit Kollegen und Freunden und vor allem die Begegnung mit der Natur.

Ähnlichkeiten mit tatsächlich lebenden Personen sind beabsichtigt...
Die «Tarte Tatin»