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Die schwarze Katze
Die schwarze Katze

Viele Bewohner unseres Dorfes sind seit Tagen verunsichert. Sie treffen ungern Entscheidungen, spielen kaum mehr Lotto und machen allgemein einen sehr deprimierten Eindruck. Schuld an dieser miesen Stimmung ist die schwarze Katze des Dorfschulmeisters. Genauer gesagt: die tote schwarze Katze.

Der stolze Kater war in den vergangenen Jahren zum regelrechten Gradmesser des Glücks und der Zufriedenheit im Dorfe geworden. Bereits frühmorgens sass diese schwarze Katze mitten im Dorf am Strassenrand. Und Jede und Jeder, der an ihr vorbeifuhr, war froh, dass die Katze sitzengeblieben war und nicht noch im letzten Augenblick von links über die Strasse rannte. Es glaubte zwar kaum Jemand an diesen «dummen, alten Aberglauben», aber trotzdem waren alle Dorfbewohner und Passanten froh, wenn ihnen der schwarze Kater durch sein Stillsitzen wenigstens kein Unheil oder Unglück in Aussicht gestellt hatte.

Man konnte das Aufatmen der vorbeifahrenden Menschen beinahe hören. «Huch, er ist sitzengeblieben!» Man konnte tagsüber die Stelle im Dorf – immer in der Nähe des Dorfbrunnens – passieren, wann immer man wollte, die Katze sass immer auf der linken Seite. Als ob das «gemeine» Tier vom Aberglauben wusste, als ob der Kater die Leute absichtlich auf Trab halten wollte. Nur Wenige im Dorf haben je gesehen, wie die Katze die Strassenseite wechselte.

Nun aber war der schwarze Kater unter ein Auto geraten. Zu nachtschlafender Zeit, ohne dass es Zeugen gab. Eines Morgens lag der reglose schwarze Pelz einfach am Strassenrand – aus der Nase rann eine dünne, tiefrote Blutspur. Ob die Katze von links oder von rechts in den Tod gerannt war, bleibt ein Geheimnis. Ebenso, wer der unter Umständen nicht gerade beneidenswerte «Täter» war.

Jetzt aber machte sich immer mehr Verunsicherung breit. Woher sollten die Passanten nun wissen, wie ihr Tag verlaufen wird? Wer gab ihnen die Sicherheit, einen Geldbetrag ins Lottospiel zu investieren? Wer gab den Autofahrern das Sicherheitsgefühl, um sich den alltäglichen Gefahren des Stadtverkehrs auszusetzen?

Früher wussten Alle: Wenn die Katze ruhig am Strassenrand sass, konnte grundsätzlich nichts schief gehen. Dieses Gefühl, das der schwarze Kater den Bewohnern unseres Dorfes jeden Morgen unbewusst mit auf den Weg gab, konnte kein noch so ausgeklügelt formuliertes Horoskop toppen.
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